Du musst nicht jeden Tag positiv denken!

 

Im Dogma des positiven Denkens steckt eine Falle. Erkenne und vermeide sie und sei mehr du selbst.

Ihr hört das bestimmt oft: „Positives Denken hilft!“, „Bleib positiv!“, „Sei nicht so negativ, dann wird das schon.“, „Sei optimistisch!“.

 

Und aus dem Chaos sprach eine Stimme:
„Lächle und sei froh, denn es könnte schlimmer kommen.“
Und ich lächelte und war froh – und es kam schlimmer.

Dante Alighieri – Die göttliche Komödie

Ja, einfach mal Lächeln, auch wenn dir nicht danach ist, hat sofortige Wirkung auf dich und deinen Körper. Wir können unseren Körper so ein wenig überlisten.

Aber in all dem „Du hast es in der Hand, denke positiv!“ steckt auch ein Denkfalle.

Du hast eine chronische Krankheit, die genau wie dein ganzer Körper, Zyklen unterlegen ist. Es wird also immer schlechtere und bessere Tage geben. Hast du an einem schlechteren Tag einfach nur nicht positiv genug gedacht? Hast du dich nur nicht genug angestrengt, damit es dir besser geht? Du wirst Menschen treffen, die das behaupten. Glaube ihnen nicht, sie wollen dir positives Denken als Allheilmittel verkaufen und geben dir die Schuld, wenn es nicht wirkt.

Deine Persönlichkeit ist vielschichtig und besteht aus mehr als grundlosem Optimismus. Daraus folgt etwas sehr interessantes – an schlechten Tagen:

Darfst du unzufrieden sein, darfst du mit der Welt hadern,
musst du deine Krankheit auch nicht akzeptieren – du hast sie dir nicht ausgesucht,
darfst du die Ärzteschaft verfluchen, weil sie noch keine Heilung parat haben,
darfst du weinen – du bist doch kein Indianer.

Denn es gibt kein Licht ohne Schatten, kein Gut ohne Böse, kein Süß ohne Sauer. Superman wäre ohne seine Superbösewichte nur ein erfolgloser Reporter mit komischen Bekleidungsgewohnheiten. Du brauchst auch schlechte Tage, um die Guten zu erkennen und zu schätzen.

Aber wenn du jetzt nachdenkst, ob es dir heute nicht doch ein bisschen besser geht als letztens – dann freue dich darüber und lächele.

Matthias, EndoPartner