Was ist Endometriose?

Zahlen, Daten, Fakten

Nach aktuellen Schätzungen betrifft Endometriose jede zehnte Frau* im geschlechtsreifen** Alter, weltweit. Das sind etwa 178 Millionen Frauen.

In Deutschland allein, schätzt das Endometriosezentrum der Charité Berlin, sind 2 Millionen Frauen und Mädchen betroffen, die Hälfte von ihnen benötigt medizinische Versorgung.

Das Problem? Die wenigsten Menschen haben jemals etwas von Endometriose gehört! Zum heutigen Zeitpunkt braucht es durchschnittlich 10 Jahre und 8 Ärzte, bis die Diagnose Endometriose gestellt wird. Das Durschschnittssalter der Patientinnen bei Diagnosestellung ist 27 Jahre.

* Endometriose kann auch bei Transgendern und in wenigen Fällen auch bei Männern auftreten (z.B. durch Hormontherapie gegen Prostatakrebs)

**grundsätzlich: ab der ersten Regel bis zur Menopause, bzw. in einigen Fällen auch vor der ersten Regelblutung und über die Menopause hinaus

Symptome

Endometriose ist eine sehr komplexe Krankheit. Die Symptome und das Schmerzempfinden sind von Patientin zu Patientin verschieden – daher redet man manchmal von einem „Chamäleon“.

Die häufigsten Symptome sind starke Regelschmerzen (Dysmenorrhoe), starke und/oder lange Blutungen (Hypermenorrhoe), Bauchschmerzen, Krämpfe, Müdigkeit, Erschöpfung, Übelkeit, Schmerzen beim oder nach dem Geschlechtsverkehr  (Dyspareunie), Blutungen nach dem Geschlechtsverkehr, Schmerzen und/oder Übelkeit beim Stuhlgang, Verstopfung, Blähbauch (wir nennen es liebevoll „Endobelly“) und Zysten. Die Symptome können einzeln, oder in Kombination auftreten.

Oft sind die typischen Schmerzmittel aus der Apotheke, wie etwa Ibuprofen, hier unwirksam, oder dimmen den Schmerz nur unzureichend.

Viele Frauen und Mädchen berichten außerdem von zyklischen Schmerzen vor und während ihrer Menstruation – unter anderem im unteren Rücken, in den Beinen, in den Armen.

Je nach Ausprägung und Position der Endometriose-Herde treten die Schmerzen auch anti-zyklisch, oder chronisch, also täglich auf.

Es ist außerdem möglich, dass Schmerzen im Bauchraum bereits Jahre vor der ersten Regelblutung auftreten. (Eltern aufgepasst!)

In 30-50% der Fälle führt Endometriose zur Sterilität. Die operative Entfernung der Endometriose und Sanierung der Gebärmutter kann eine spontane natürliche Schwangerschaft begünstigen.

Viele Patientinnen berichten vom vermehrten Auftreten von anderen Autoimmunerkrankungen (z.B. Unterfunktion der Schilddrüse, Hashimoto-Thyreoiditis), PCO (Polyzystisches Ovar), Allergien und Infektanfälligkeit während der Periode.

Definition

Bei Menschen mit Endometriose befinden sich Zellen ähnlich der Gebärmutterschleimhaut, die während der Regelblutung abgestoßen wird, im Bauchraum. Sie setzen sich am umliegenden Gewebe fest und wuchern dort. Meist ist das Gewebe und die Organe in unmittelbarer Nähe der Gebärmutter betroffen (Eileiter, Eierstöcke, Blase, Darm und Bauchfell). 

In seltenen Fällen wurde Endometriose auch im Zwerchfell, der Lunge oder im Gehirn entdeckt.

Die Ausprägung der Endometriose wird in vier Stadien eingeteilt. Dabei besteht kein direkter Zusammenhang zwischen der Schwere der Krankheit und den empfundenen Schmerzen! Vielmehr bestimmen Position und Tiefe der Endometriose-Herde, wie stark die Schmerzen jeder einzelnen Patientin sind.

Ursache 

Es gibt unterschiedliche Theorien, wie und warum die Zellen außerhalb der Gebärmutter wachsen. Viele Jahre war die Theorie der retrograden Menstruation am Weitesten akzeptiert.

Hier geht man davon aus, dass Zellen während der Menstrustionsblutung über die Eileiter retrograd, also rückwärts, in den Bauchraum gelangen. Da man Endometriose jedoch auch schon bei Kindern und Mädchen vor der ersten Regelblutung gefunden hat, glaubt man heute, dass die Zellen wahrscheinlich von Geburt an vorhanden sind.

Diagnose

Den ersten Schritt zur Diagnose stellt die Anamnese, das heißt die Befragung der Patientin zu ihrer Krankheitsgeschichte, dar.

Die manuelle Untersuchung des Beckens, die Betrachtung mit einem gynäkologischen Mikroskop (Kolposkopie) sowie ein Ultraschall, können nur große Endometrioseherde feststellen – also eine Endometriose nicht ausschließen. Eine Magnetresonanztomographie (MRT) kann bei der Diagnose tiefinfiltrierender Endometriose hilfreich sein, die Krankheit jedoch ebenso mit einem Negativbefund nicht ausschließen.

Eindeutig diagnostiziert werden kann eine Endometriose nur über eine Bauchspiegelung, die heutzutage minimalinvasiv und ambulant über einen kleinen Schnitt am Bauchnabel durchgeführt werden kann.

Zusätzlich kann eine Darmspiegelung (Endoskopie) bzw. ein Darmultraschall (Endosonographie) notwendig sein, um den Endometriosebefall des Darms einzuschätzen oder auszuschließen.

Therapie

Vor Beginn der Therapie wird dein Arzt mit dir das Therapieziel und entsprechende -methoden mit dir besprechen. Für die meisten Patientinnen stehen eine verbesserte Lebensqualität durch Schmerzfreiheit und die Erfüllung des Kinderwunsches im Vordergrund.

Zum jetzigen Zeitpunkt gilt Endometriose als chronische Krankheit, das heißt, eine vollständige Heilung ist nicht möglich. Oft ist daher auch ein ganzheitlicher Ansatz gefragt, der auch auf die psychischen Belastungen durch Endometriose eingeht.

Die gängigen Therapieformen sind:

  • Operative Behandlung durch Laparoskopie: Ausschneiden oder veröden der Endometrioseherde, Entfernung von Zysten und Verwachsungen, Prüfung der Durchgängigkeit der Eileiter, in schweren Fällen Behandlung anderer betroffener Organe, nach Abschluss der Kinderwunsches evtl. Entfernung der Gebärmutter (Hysterektomie)
  • Schmerztherapie: Schmerzmittel wie Ibuprofen, Diclofenac, Naproxen, u.a. sind keine effektive Langzeitlösung. Nicht nur ist ihre langfristige Wirkung gegen die Schmerzen bei Endometriose minimal, sie schädigen auch Leber und Nieren. Viele Endometriose-Zentren arbeiten daher bereits Hand in Hand mit Schmerz-, Physio- und Psychotherapeuten, sowie Traditioneller Chinesischer Medizin (TCM) und Homöopathie.
  • Hormontherapie: Die eingesetzten Hormone sollen den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut und das Abbluten verhinden. Sie zielen damit sowohl auf die Endometrioseherde, als auch auf die in der Gebärmutter befindlichen Schleimhautzellen. Zu den genutzten Präparaten zählen die Anti-Baby-Pille (Wirkstoff Gestagen), GnRH Analoga (leiten für die Dauer der Einnahme eine künstliche Menopause ein)
  • Ergänzende Therapien: Ernährungsumstellung, Gewichts- und  Stressreduktion, regelmäßige Bewegung, Akkupunktur, TCM, Homöopathie, Pflanzenheilkunde, Sexualtherapie, u.a.

 

Diese Webseite wird sich vor allem den ganzheitlichen und ergänzenden Therapieformen widmen.

Ich freue mich über Berichte zu euren Erfahrungen und Tipps für eure Endo-Schwestern 🙂